Eine teuflisch gute Idee

Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei

„Italien hat den Grappa, Griechenland den Ouzo und Thüringen den Korn.“ Getreu diesem Motto kommt der Reisende in Nordhausen an dieser örtlichen Tradition nicht vorbei: Die Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei.

Der erste Beleg für die thüringische Kornbrennerei stammt von 1507, als Nordhausens Stadtschreiber „gebranntes Wasser“ erwähnt. Und was wäre ein besseres Souvenir? Keine Schnapsidee, sondern eine teuflisch gute.

Glaubt man einem Märchen des Thüringer Dichters Ludwig Bechstein so war es der Teufel höchstpersönlich, der in Nordhausen zum Schnapsbrenner wurde und die hohe Kunst des Schnapsbrennens auch den Nordhäusern beibrachte, sodass es alsbald keinen anderen Ort auf der Welt gab, wo mehr Schnaps gebrannt wurde. Das Ansinnen des Teufels war klar: Der Hölle sollte der Nachschub an Seelen nicht ausgehen – dank ausreichendem Genuss des guten Branntweins kein Problem.

Blick in das Brennereimuseum in Nordhausen

©Martin Kirchner, TTG

So clever waren anscheinend auch die damaligen Rastherren, die edle Getränk mit einer Steuer, dem Bornewynzins, belegten. Das Brennereihandwerk prosperierte, die Qualitätskontrolle wurde immer wichtiger und nur geprüfte, erstklassige Fässer erhielten das begehrte Ratssiegel. 1789 schrieben die Stadtoberen das erste Reinheitsgebot für den Korn nieder, der damit aus mindestens zwei Drittel Roggen und höchstens einem Drittel Gerste oder Malz gebrannt werden durfte. Damals gab es rund 100 Brennereien in Nordhausen. Der einzig wahre roggenechte Nordhäuser Korn hatte durch sein vollmundiges Aroma viele Fans, darunter auch berühmte Persönlichkeiten wie Reichskanzler Otto von Bismarck.

Junge Frau mit Audioguide erkundigt die Nordhäuser Traditionsbrennerei

©Christian Schelauske, Traditionsbrennerei Nordhausen

Lebendige Tradition

Doch zurück zum Souvenir. Thüringens älteste Kornbrennerei beherbergt heute neben einem Hofladen auch eine einzigartige Ausstellung am historischen Originalschauplatz, wo schon vor über 110 Jahren Korn gebrannt wurde. In einem beeindruckenden Jugendstilgebäude kann man dort verstehen, wie in Nordhausen seit einem halben Jahrtausend aus Korn Korn wird. Das doch eher verrückte Huhn Henriette, quasi das Maskottchen des Nordhäuser Korns, hat im neuen Multimedia-Guide spannende Korn-Geschichten aufgepickt. Die Manufaktur ist noch heute in Betrieb: In Handarbeit werden hier aromatische Gin-Spezialitäten und ein wohlbekömmlicher Doppelkümmel gebrannt. Im Zollkeller reift der Feine Alte Doppelkorn in Eichenfässern zu seiner einzigartigen mild-würzigen Note.

Also auf zum Hofladen! Prost und wohl bekomm‘s bei einer reichen Auswahl an Spirituosen, Likören und Delikatessen, die es so in keinem Supermarkt gibt.

Titelbild 1 und 2: ©Christian Schelauske, Traditionsbrennerei Nordhausen; Titelbild 3: ©Martin Kirchner, TTG