Eine Radtour mit Unterbrechungen

Sommer an der Saale

Immer wieder schweift der Blick zu Burgen und Burgruinen, die auf den Hügeln thronen und die schon Goethe inspirierten. Ob Schlösser oder Kirchen bis hin zu Attraktionen für Familien wie Märchenwald, Kletterwald, Feengrotten oder auch eine Rundfahrt auf dem Thüringer Meer – der Saaleradweg verführt zu einer längeren Pause an mancher Etappe.

Der strahlend blaue Himmel, der uns am Bahnhof begrüßt, lässt auf einen wundervollen Sommertag schließen, den ich mit Freunden verbringe. Wir unternehmen eine Radtour entlang der Saale, die uns von Rudolstadt nach Jena führt. Wenn man sich anstrengt, sind die 40 Kilometer Weg in gut drei Stunden zu schaffen. Aber wir wollen uns Zeit lassen für all die schönen Dinge, die am Wegesrand auf uns warten, wie Stadtbummel, Museumsbesuche oder das ein oder andere Radler.

Fahrradfahrer am Märchenbrunnen im Paradiespark in Jena

Bild und Titelbild: ©Moritz Kertzscher, TTG

Schlösser im Schloss

Schon bevor wir in die Pedalen treten, bietet sich die erste Gelegenheit für einen Stopp. Die riesige Heidecksburg liegt hoch über dem kleinen Rudolstädter Marktplatz und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Sie gilt als das prachtvollste Barockschloss des 18. Jahrhunderts in Thüringen. Das ganze Jahr über gibt es Ausstellungen zu besichtigen, wie die Dauerschau „Rococo en miniature“, in der mehrere Schlösser im Maßstab 1:50 nachgebaut sind. Ich könnte mich stundenlang vor den Modellen aufhalten, da es immer wieder neue liebevolle Details zu bewundern gibt. Doch wir haben noch einiges vor.

Blick auf das Schloss Heidecksburg in Rudolstadt

©Dominik Ketz, Regionalverbund Thüringer Wald e.V.

Wir radeln durch Felder, Wälder, vorbei an idyllischen Schrebergärten und durch winzige Dörfer, die nette Namen haben wie Kleinkrossen, Großpürschütz oder Kleineutersdorf. Der Saaleradweg ist durchgängig bestens ausgeschildert. Er führt meist auf Wegen abseits der Straßen oder auf kleinen, wenig befahrenen Nebenstraßen. Auf unserer Tour sehen wir die Saale selten aus der Nähe; oft schimmert sie durch Büsche und Bäume hindurch. Es duftet herrlich nach allerlei Blüten und der warme Wind zaust mir durchs Haar. Wir sehen, fühlen und riechen den Sommer.

Der Leuchtenburg entgegen

Der Saaleweg führt in seiner ganzen Länge auf mehr als 409 Kilometern durch ganz unterschiedliche Landschaften. Zuerst durch die Region Thüringer Schiefergebirge/ Obere Saale mit vielen im wahrsten Sinne atemberaubenden Steigungen. Entlang des Flusses liegen die Saale-Stauseen und schöne Städtchen wie Blankenburg, Saalburg, Saalfeld, Rudolstadt oder Jena, um nur einige zu nennen. Ab Saalfeld wird die Radstrecke einfacher. Von hier ist der Weg auch für Familien gut geeignet. Trotzdem muss man immer mal wieder eine Steigung bezwingen, aber längst nicht so anstrengende Strecken wie im Bereich der Oberen Saale.

Schon von weitem macht die Leuchtenburg ihrem Namen alle Ehre: Königin des Saaletals. Besonders schön zeigt sie sich bei Orlamünde. Dort, wo der Radweg auf einer Hochebene neben der Saale entlangführt. Kurz vor Kahla geht es dann steil bergab zum Fluss hinunter. Am Rastplatz für Wasserwanderer nutzen wir die Gelegenheit für eine Pause direkt am Ufer und lassen uns das Picknick schmecken.

Scherben bringen Glück

Gut gestärkt nehmen wir anschließend die Steigung zur Leuchtenburg in Angriff. Die Burg thront hoch über dem Städtchen Kahla und war ein lohnender Abstecher auf unserer Radtour durchs Saaletal. Dort warten einige Höhepunkte auf uns. Wir besichtigen die Ausstellung der Porzellanwelten, in der auf spielerische Art die Geschichte des Porzellans erzählt wird. Das sogenannte weiße Gold war für Thüringen über Jahrhunderte prägend. Hier kann man sogar die Grundstoffe für Porzellan selbst mischen. Außerdem begeben wir uns auf den Skywalk und lassen Porzellanteller zerschellen.


Nach diesem großartigen Erlebnis sausen wir auf unseren Rädern den Berg zufrieden wieder hinab in Richtung Jena.

Idylle am Saale-Ufer

Dass Jena als Industriestandort außerdem eine grüne Stadt ist, merken wir schnell. Wir radeln entlang einer langen Grünzone im Seidel-Park, durch die Innenstadt bis hin zu einem idyllischen Uferstreifen mit strandartigen Plätzen direkt am Wasser in der Nordstadt.

Blick auf Bootfahrer auf der Saale, Jena

©Joachim Negwer, TTG

Vereinzelt sitzen hier ein paar Leute, spielen Gitarre, liegen auf einer Decke oder unterhalten sich ausgelassen. Wir krönen den Ausflug hier mit einem kühlen Radler am Jenaer Saale-Ufer. Und lassen so den Sommertag bei einer letzten Pause entspannt ausklingen.

​​​​​​Titelbilder: Moritz Kertzscher, TTG


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