Viel Kram auf einer Brücke

Mikrokosmos Krämerbücke in Erfurt

Kommt mit, hinab in die Kühle des Kellers. Kopf einziehen und vorsichtig die Füße setzen. Die Steinstufen sind ausgetreten vom jahrhundertelangen Gebrauch; wir sind auf dem Weg in das Innere eines Brückenpfeilers.

Unten ist erstaunlich wenig Platz. Das soll ein Lagerraum gewesen sein? Eine Luke im alten Gestein gibt den Blick frei auf das Wasser, das am Brückenpfeiler entlang fließt.

Blick auf die Krämerbrücke in Erfurt

©Marco Fischer, TTG

Früher war hier reges Handelstreiben. Man verkaufte „Kram“ auf der Brücke. Darum heißt sie auch so: Krämerbrücke. Anders als es heute klingen mag, stand „Kram“ für Luxusgüter. Teuer und kleinteilig, oft von weither gereist. Orientalische Gewürze, Gold, Silber, Seidenstoffe – hier kaufte ein, wer es sich leisten konnte. Die anderen wateten zu Fuß durch die Furt, so sparte man den Brückenzoll.

Ihr könnt auch heute noch durchs flache Wasser waten – zur Abkühlung an heißen Sommertagen. Oder ihr geht einfach über die Brücke. Die Krämer gibt es nicht mehr, aber kleine Läden, die ein bisschen Krämeratmosphäre zaubern. In jedem Haus wohnt eine Geschichte von Handwerk, Geschick und Einfallsreichtum. Zusammen bilden sie einen quirlig-kreativen Mikrokosmos im Herzen von Erfurt.

Paar taucht Beine im kühlen Wasser der Gera an der Krämerbrücke in Erfurt

©Jens Hauspurg, TTG

Die Bewohner und ihre Lädchen

Da ist der Puppenbauer Martin Gobsch, dem ihr beim Arbeiten über die Schulter schauen könnt. Sein „Theatrum Mundi“ außen vor dem Laden erwacht zum Leben, wenn ihr eine Münze einwerft. Schneewittchen und ihre 7 Zwerge geben eine Vorstellung.

Fahrrad vor dem Theatrum Mundi auf der Krämerbrücke in Erfurt

©Marco Fischer, TTG

Bei Rosa Minelli dreht sich alles um die Farbe Blau. Sie gewinnt Farbstoff aus Waid und färbt damit Tücher, Schals und anderes. Das Waidgeschäft hatte früher entscheidende Bedeutung für Erfurt und machte die Stadt reich.

Alex Kühn ist mit seiner Goldhelm Schokoladen Manufaktur eher kulinarisch unterwegs. Es soll Gäste geben, die nur wegen seiner Pralinen- und Eiskreationen immer wieder nach Erfurt kommen. Sein kleines Geschäft auf der Brücke hat er nach dem goldenen Helm über dem Hauseingang benannt.

Dekoration des Schaufensters der Fayence- und Porzellanmanufaktur Reindel auf der Krämerbrücke in Erfurt

©Barbara Neumann, TTG

Zu Krämerzeiten gab es hier leider noch keine Schokolade, aber nach Gewürzen hat es geduftet, wie auch heute noch im „Kardamom“, dem kleinen Gewürzladen, in dem es einfach alles gibt.

Besondere Mitbringsel

Was ihr vergeblich suchen werdet, sind klassische Souvenirläden. Ist aber nicht schlimm, dafür bekommt ihr Sachen wie handgemalte Miniaturen, Oma Friedels Eierlikör aus der Rhön (auch „to go“) oder Thüringer Weine. Ist doch viel besser, oder?

Steigt zum Abschluss auf den Turm der Brückenkirche und macht ein Foto von oben. Dann kennt ihr jetzt die Krämerbrücke aus allen Perspektiven und könnt über das Häusermeer der Altstadt bis zum Dom schauen.

Blick aus Vogelperspektive über die Krämerbrücke bis zum Erfurter Dom

©TTG

Titelbild 1 und 4: ©Florian Trykowski, TTG; Titelbild 2: ©Gregor Lengler, TTG;
Titelbild 3: ©Martin Kirchner,TTG

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